Verhungern kann man hier definitiv nicht. An JEDER Ecke gibt es was zu Essen: Mais im Becher für 1,5TL (2:1, also 75ct), 1TL für frisch gepressten Saft und Süßigkeiten bis einem übel wird. Oh wei. Kennen gelernt: Lokum. Zucker mit Gelee oder so, was viel besser schmeckt als es aussieht.
An meinem ersten Tag blieb keine Zeit zum Auspacken. Um viertel vor 1 ging es los zu einem 11 1/2 Std-Tag mit meinen neuen muttersprachlichen Reiseführern.
Also ließen wir Üsküdar hinter uns und machten uns auf mit der Fähre (mit der ich jeden Tag nach Europa fahren muss) nach Besiktas. Einfach schön.
Von Board gegangen erobern wir den Dolmabahçe Sarayı. De Wohnsitz Atatürks in Istanbul, in dem auch schon so einige Sultane gewohnt haben. Gut bewacht von Soldaten, Militäranlage gleich daneben und Taschenscan ist auch dabei. So manch einer träumt hier von einer Karriere wie Atatürk.
Doch zunächst gibt's neue Schuhe und eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Ein Mann darf die gebrauchten Schühchen in einer Tonne platt drücken mit einer Holzstange.
Also: Schloss Schönbrunnen ist eine nette Puppenstube dagegen. Prunk und Gold und Glanz in unfassbaren Dimensionen! Der höchste Raum war 36 Meter hoch inklusive eines Lüsters, der den halben Raum ausfüllte, wie mir meine Simultandolmetscher übersetzten.
Hungrig vom Staunen machten wir uns auf gen Taksim-Platz, vorbei am Besiktas-Stadion, welches bald abgerissen wird. Da schlagen Fussballherzen höher. Einen Tag später sollte dort DAS Derby der beiden am Meisten verfeindeten Mannschaften Istanbuls statt finden. (Ich kann die Fans in Europa (!) bei geschlossenem Fenster hier in Asien hören)
| Stadion von Besiktas |
Die Istiklal Straße runter, die wahrscheinlich längste Shoppingstraße Istanbuls, auf der es alles gibt führt uns Derya durch das Straßengewirr ins Gani Gani und ich bekomme traditionell türkischen, unglaublcih leckeres Essen. Sarma beyti: Fleich in Teigrolle mit Kalmak, einer Art Sahne/Käse-irgendwas. JAM! Leider löchert mich der Kellner zu meiner Meinung nach Integration in Dt. und meine Ansicht über Türken in Dt. und in der Türkei. Gut, dass mein Türkisch nicht reicht und die Jungs übersetzen dürfen, was ich Studiums-gerecht von mir gebe.
Die Türkische Küche ist so vielseitig und beinhaltet viel Gemüse, das gefällt mir. Bestünden die Nachtische nicht zu fast 50% aus Zucker könnte man hier glatt gesund leben.
| Sarma beyti |
| Die kleine, voll gestopfte Straßenbahn die nur eine Straße lang fährt. |
Über die Galata-Brücke, auf der hunderte Fischer so scheint es, wogenartig ihre Angeln heben und senken. Frischer Fisch (Makrelen) wird auf und balik ekmek (Fisch im Brot) unter der Brücke verkauft. Es ist nach 20 Uhr und die Straßen sind voll. Das Leben in Istanbul spielt auf der Straße, in den Läden, die zur Straße hin offen sind und scheinbar immer auf haben.
Mit der Fähre in Kadiköy angekommen, haben wir wieder einen alten Türken kennen gelernt, der uns von seinem Studium in Dt. und seiner Arbeit in Amerika erzählt. Es scheint, als seinen Türken sehr offen. Gespannt versuche ich einzeln Worte zu verstehen. Zeit Vokabeln zu lernen!
Vorher suchen wir noch eine Stunde frierend nach einer Bar, in der eine Bekannte der Jungs auftreten soll und treten schließlich halb erfroren in eine Art Pub ein. Türkische Lifemusik. Oder "müzik". Wow . ich verstehe kein Wort, aber der Typ kann singen. Und der neben ihm trommeln wie ein Verrückter. Die Lieder sind cool, die Atmosphäre ist gemütlich und aufregend, fast jeder singt mit und auf einmal tanzen Menschen an 2, 3 Tischen. Hui! Dazu ein dunkles türkisches Bier, das was kann und Karotten in Zitronensaft getunkt. Aha.
Was ich gelernt habe:
Türken sind sehr offen.
Türkischer Nachtisch ist unfassbar lecker.
Menschenmengen können auch nicht-hektisch sein.
Straßenverkäufer rufen den Preis ganz schnell und nicht das Produkt. "Bir lira, bir lira, bir lira!"
Man weiß nie, wo man plötzlich landet.
Istanbul ist ganz schön groß.
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