Samstag, 26. Februar 2011

Tag 6 Modern Art Museum



Nach meinen Kursen melde ich mich zum zweiten Mal offiziell im "international Office" und diesmal sollten sie mich dann auch akzeptieren.  Danach lasse ich mir von meiner Mitstudentin Jana ein darunter verstecktes, wirklich gutes und leckeres Café zeigen, in dem es verführerischen Kaffee, Latte Macchiato, Kakao (sonst aus Wasser und komischem Pulver) und Muffins, Cookies und Paninis gibt. Mmmh! (so oft sieht man das hier nicht, auch wenn Starbucks gut vertreten ist)


Leider sind auch hier Katzen und außer Jana niemand wirklich kosequent sie zu packen und vom Tisch runter zu heben, während sie sich unserem Essen und Kakao bedrohlich nähern. Die Katze faucht und während ich Nachtisch hole springt sie wieder auf die Bank und kuschelt sich in meine Jacke. Na super! Ich schieb sie weg, sie springt auf den Tisch und wird vom Nächstbesten gefüttert. Das ist doch keine Erziehung!

Dank des Regens verzichte ich auf Sight Seeing und freue mich über Janas Angebot mit ihrem Kurs mit ins "Modern Art Museum" zu kommen. Mit einem Unibus fahren wir umsonst zusammen nach Kabatas und ich kann Bebek, das sehr reiche Viertel, vom Bus aus entdecken. Schicke Villen am Wasser. Es erinnert an einen französischen Badeort.

Angekommen im Museum gibt es eine lustige, etwas esoterische Einführung von der Dozentin, welche selber Künstlerin ist. Auftrag an die Studierenden "Construct something or write a paper about the relation of the outside, you explored on your way and the inside in this musum." Aha aha. Leider darf man keine Fotos machen, aber manche Installationen (Kriegswaffen, wie Mienen, als MTV-Figuren) sind wirklich interessant.

Jana und ich kämpfen uns durch das graue Istanbul, am zugebauten Ufer entlang und unsere Wege trennen sich an der Galatabrücke. Vor mir erstreckt sich ein Häusermeer und mittendrin die "Yeni Cami", die neue Moschee.



Zurück geht es auf der Fähre, wo auf Bildschirmen Dauernachrichten über Gaddafi laufen. Viele schlafen oder tippen auf ihren Handys. JEDER hat hier ein Handy. Selbst Omas, die irgendwie niedlich darauf rumdrücken. Die Möven fliegen der Fähre hinterher. Tschüss Europa für heute!


Freitag, 25. Februar 2011

Tag 4 Eminönü

In aller Frühe mache ich mich auf zur Uni, da ich ungefähr eine Stunde (gerne + 30 Minuten) einplanen muss, da mein Bus eine 5-spurige Straße passieren muss, auf der es sich gerne immer staut. Oha, nur 1 Stunde! Bergab geht es von der Busstation zum South Campus. Hoch zum Nordcampus fahren Minibusse für 40 Kurus (20ct), aber runter?
Wo war das Gebäude NBZ noch mal? Doch links? Mist, ich hätte doch weiter runter laufen müssen. Links, Rechts, Rechts, Links. Juchu! Zu spät komme ich in meiner ersten Sprachkursstunde an.


Die Lehrerin sagt nichts und ich setzte mich fix auf einen freien Platz neben ein sehr nett aussehendes Mädchen. Haha, mal wieder eine Deutsche! Der Kurs ist mitten in der obligatorischen Vorstellungsrunde. Leider sagen die Studierenden auch wie lange und wo sie schon Türkisch gelernt haben. Aaah! Wie sag ich das denn? Gott sei dank vergisst die Lehrerin (hoca) mich dran zu nehmen. Puuh... Das Tempo ist flott, es sind viele Amis im Kurs, die einen lustigen Akzent im Türkischen haben und das Niveau im Kurs ist gut. Oh je... Andauernd muss ich meine Nachbarin J. fragen "Was heißt dies? Was hast das noch mal?" Etwas geschwitzt verlasse ich den Kurs. Nicht ohne mich vorher mit der Dozentin angelegt zu haben. 

"Wer nicht registriert ist, kann diesen Kurs nicht besuchen!" "Ich konnte erst am Freitag ankommen und mich demnach noch nicht registrieren. Werde es dann aber in der Add/Drop-Phase machen." Sie: "Nein, das geht nicht. Der Kurs ist voll. Ich denke nicht, dass noch genug Platz ist und sie rein kommen." Ich: "Ich muss diesen Kurs aber machen, da ich ihn für mein Studium brauche. Und einen Anfängerkurs kann ich nicht machen, das habe ich bereits getan. Und ein Höherer geht auch nicht, weil diese Stunde eben schon sehr anspruchsvoll für mich war." Sie mit genervter, falsch-freundlicher Mine: "Aaach, versuchen sie doch einfach mal den "intermediate Course". Tut mir Leid."

So kam ich dazu fünf Tode zu sterben. Ihr zuliebe beeilte ich mich zum Nordcampus zu kommen und war wieder zu spät für den höheren Sprachkurs, nachdem ich erstmal im falschen Kurs war. Oh jeee... Hier ging die Vorstellungsrunde weit über die Basissachen hinaus und leider verstand ich nicht mal worum es ging. Und leider vergaß die Lehrerin mich nicht. 
Sie war zwar viel netter und sympathischer als die vorherige, was mir aber auch nicht weiter half. Mit hochrotem Kopf konnte ich nur meine Standardsätze von mir geben und musste mir von meinem Kursnachbarn die Fragen auf Englisch übersetzen lassen. Ich bin eine Wand, gegen die man Türkisch reden kann. Im Kurs erschien es mir wie Arabisch. Ich verstand einfach nichts. Uff. Die Teilnehmer konnten einfach so miteinander reden, locker ohne standardisierte Sätze. Wow. Nix wie raus hier! Wie peinlich.

Ab in einen englischen Kurs. Ja! Das gefällt mir um Welten besser! Einfach mal Alles verstehen. Wie schööön. Social Influence on Behavior. Ein sehr interessanter Kurs dem Kursplan nach. Ah ja. Midterm I, Midterm II, final Exam. Die Türken mögen wohl viele Klausuren. In meinem Sprachkurs schreibe ich auch drei Exam + Quizzes, oh wei.
Ich lerne eine dritte Deutsche kennen und wir essen gefüllte Folienkartoffeln Kumpir und ein Türke hilft uns beim Bestellen. Über Käse (peynir) reicht mein Essens-Vokabular nämlich noch nicht weit hinaus. Danach probiere ich Schokolade mit Pistazien und bin begeistert.

Nachmittags will ich mich mit Burhan und Derya in Eminönü treffen. Leider ist 15/16 Uhr in Istanbul eine gaaanz schlechte Zeit um Bus zu fahren. So komme ich nach 1 3/4 Stunde Fahrt, wobei ich 20 Minuten auf den Bus gewartet hab, endlich mit nassen Füßen an. Irgendwann schaffen wir es uns unter einer der beiden Unterführungen dort am Wasser zu treffen und ziehen endlich los in Richtung überdachten Bazar, denn es will nicht aufhören zu regnen.






Capalı Çarşı, zu Deutsch „Großer Basar“ oder „Großer gedeckter Basar“. Ein Geschäftsviertel im alten Istanbuler Stadtteil Eminönü im Stadtviertel Beyazıt. Ich bin beeindruckt. Der Große Basar erstreckt sich über 31 Hektar und bietet unzählige Geschäfte, zumeist Juweliere. (Insgesamt rund 4000 Geschäfte) Er wurde bereits im 15. Jahrhundert unter Sultan Mehmet Fatih nach der Eroberung Konstantinopels angelegt.







So streifen wir durch die Passagen , nicht ohne mir notwendigkeithalber - gut dass das in der Türkei so gut geht - neue Schuhe zu kaufen, da ich vor unserem Treffen nicht zu Hause vorbei kam. Die Beiden haben Spaß beim Handeln und so ziehen wir von einem Laden zum anderen, inspizieren dies und das bis wir hungrig und mit Tüten bepackt (Geschenke der Jungs an die Daheimgebliebenen) von dannen ziehen.


Die Speisekarte sieht zwar gut aus, doch das Essen ist mickrig. Aber ich habe auf Türkisch bestellt. Die Kellnerin kann Deutsch.



Naja, wenigstens haben wir einen schönen Blick, bevor wir zu dem völlig überfüllten Erasmus-Treffen zu gehen und uns abschließend in eine "Nargile"-Bar abzusetzen. (Shisha) Es wird gespielt: Türkische Musik. Die Jungs können wieder viele Lieder mitsingen, doch irgendwann wird es auch ihnen zu viel. Türkische Musik ist seeehr emotional, metaphorisch und eigentlich immer melancholisch. Fröhlichkeit gibt es da sehr selten. Auch gibt es viel Werbung für westliche Musik. Hören tut man sie aber nur selten in ausgewählten Bars oder Clubs.


Die Sänger-Sippe in der Bar singt a capella die tragischsten Lieder und ich muss über die suizidalen Gesten meiner Freunde grinsen. Wir verpassen die letzte Fähre um 11 und müssen ein Taxi nehmen. Gut, dass man davon meist mehr auf den Straßen sieht als normale Autos.

Was ich gelernt habe:
Türkische Musik ist schön, aber tragisch.
Handeln kann Spaß machen.
Vokabeln sind das A&O.

Tag 3 "Üniversitesi"

Montag. Ein neuer Unialltag sollte beginnen. Nur musste ich erstmal zur Uni hin finden. Mit der Fähre nach Besiktas kannte ich ja schon.



Irgendwie finde ich meinen Weg zur Bushaltestelle und erwische auch gleich eine 43R (wahlweise auch 559c; nach welchem System auch immer die Busse benannt sind). Ob es fixe Abfahrtszeiten gibt habe ich noch nicht fest stellen können. Für manche Linien hängt ein Plan aus, für andere nicht. Meine türkischen Flughafenfreunde haben mir erzählt, dass sie einfach fahren wie sie wollen.
"An der vorletzten Station musst du aussteigen.", hatte mir mein Buddy gesagt (ein türkischer Student, der von der Uni gestellt wird und mir am Anfang hilft). Ein bisschen schwierig, wenn es im Bus weder Anzeige noch Plan gibt. Also halte ich tapfer Ausschau nach einer Station, die wie meine Uni heißen könnten.



Boğaziçi Üniversitesi. Tatsächlich entdecke ich einen grauen Torbogen, der an einen Grenzübergang erinnert. Schön. Nicht. Die ehemaligen Durchgangskontrollautomaten stehen noch. Man hat mir erzählt, dass die Studenten der Bogazici (ungefähr Boasätschä gesprochen) dagegen demonstriert haben und diese Uni einige der wenigen ist, die man einfach betreten kann. Viele haben hohe Sicherheitskontrollen oder sogar Polizeipräsenz an den Eingängen.
Ich erkenne meinen Buddy wieder und aufgeregt betrete ich mit ihm den Campus. Es ist ein sonniger Mittag und vor mir erstreckt sich im Tal der Bosporus und Teile der Stadt. Wow.




Wir kommen auf dem Campus an und ich habe stark das Gefühl in Nordamerika zu sein. Hui. Schicke, alte hohe Gebäude, wo man hin sieht.




 Uh! In dem Gebäude ist mein Department? 




 Er führt mich rum und schon nach wenigen Minuten beginnt mein Orientierungssinn nachzulassen. Warum muss dieser Campus auch so verwinkelt sein? Und es ist nur der South Campus! Wir basteln meinen Stundenplan, indem sich ungefähr Alles überschneidet und er zeigt mir ein paar weitere Gebäude in denen ich Unterricht haben werde. Wenn das mal nichts für Architekturfreunde ist? 





Ein wenig erschlagen gehen wir in die Cafeteria (ganz wichtig!) und ich probiere mal wieder was Neues:  eine Art Pide mi Spinat, Tomaten und Schafskäse. Ja, das kann man gut Essen. Zufällig treffen wir eine Deutsche mit ihrem Buddy, der mit meinem befreundet ist. Sie ist schon das zweite Semester hier (wie so einige die ich noch treffen werde), weil es ihr so gut gefällt. Das klingt vielversprechend!




Offiziell angemeldet und den hässlichen North Campus entdeckt, plumpse ich auf einen Platz im Bus und mache mich auf meinen 60-minütigen Heimweg.




Was ich gelernt hab:
Freie Katzen und Hunde mit Knopf im Ohr wohin man sieht! Für Katzenfutter (was auch Hunde essen) gibt es ein Budget an der Uni.
Katzen sind überall IN den Gebäuden.
Die Uni hat einen wirklich guten Ruf! O-Ton vom Bus-Ticket-Händler "Ooooh... Bogazici?"
Istanbul ist ganz schön groß.

Montag, 21. Februar 2011

Tag 2 pazar (Sonntag)

Sonntagsruhe?! Fehlanzeige in Istanbul. Nach stundenlanger Überlegung treibe ich mich zu meinem zweiten, ersten offiziellen Einkauf aus dem Haus in die Kälte und den Regen. Trubel auf den Straßen. Nur wenige Geschäfte haben geschlossen. Die Autos hupen mehr und noch lauter als sonst. Straßenverkäufer auf dem Basar preisen laut ihre Waren an und an der Kreuzung vor der Fährstation staut es sich wie immer. Schon jetzt kann ich mit dieser leichten Arroganz oder besser Ignoranz, zwischen den Autos über die Straße gehen und den Drang zu rennen unterdrücken. Man muss nur souverän wirken.


Okay, meinen zweiten Einkauf (nachdem ich beim ersten Mal erfolgreich und unbeabsichtigt den Verkäufer um sein Geld betrogen habe) mache ich doch im Supermarkt. Aha. Nur 750ml-Schampoo-Flaschen. Dunkles Brot, dass mein aber leider sehr zerdrücken kann. Schokolade ist mal wieder teurer als in Dt, was soll's! Glücklich und mit typischen, vollen Plastiktypen bepackt schiebe ich mich noch einmal auf den Basar und kaufe mutig Orangen. Den Preis nicht sehen könnend, verstehe ich ihn. In meiner Panik dann aber doch nicht. Mit Handzeichen gibt der Verkäufer mir den Preis lachend zu verstehen. Doch 1TL (50ct). Super! Orangen sind günstiger und leckerer.


Zurück zu Haus kann ich bei geschlossenem Fenster die Rufe und den Jubel aus dem Stadion in Besiktas hören. Wow.

Was ich gelernt habe:
Türken freuen sich riesig, wenn man Türkisch spricht.
Die Straßen sind nicht so gefährlich wie sie aussehen.
Der Ruf des Muezzin ist faszinieren, bei Sonnenaufgang aber doch etwas nervig, laut und gruselig.

Sonntag, 20. Februar 2011

Tag 1 sehir büyük (große Stadt)

Meine ersten Cai bekam ich gleich zum ersten Frühstück von einem Franzosen gekocht. Mit traditioneller doppelter türkischer Teekanne, mmh... daran kann ich mich gewöhnen. Cai gibt es hier überall. An der Straße, auf der Fähre, zu Hause, nach dem Essen, einfach immer. In stark und schwach.

Verhungern kann man hier definitiv nicht. An JEDER Ecke gibt es was zu Essen: Mais im Becher für 1,5TL (2:1, also 75ct), 1TL für frisch gepressten Saft und Süßigkeiten bis einem übel wird. Oh wei. Kennen gelernt: Lokum. Zucker mit Gelee oder so, was viel besser schmeckt als es aussieht.


An meinem ersten Tag blieb keine Zeit zum Auspacken. Um viertel vor 1 ging es los zu einem 11 1/2 Std-Tag mit meinen neuen muttersprachlichen Reiseführern.
Also ließen wir Üsküdar hinter uns und machten uns auf mit der Fähre (mit der ich jeden Tag nach Europa fahren muss) nach Besiktas. Einfach schön.


Von Board gegangen erobern wir den Dolmabahçe Sarayı. De Wohnsitz Atatürks in Istanbul, in dem auch schon so einige Sultane gewohnt haben. Gut bewacht von Soldaten, Militäranlage gleich daneben und Taschenscan ist auch dabei. So manch einer träumt hier von einer Karriere wie Atatürk.




Doch zunächst gibt's neue Schuhe und eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Ein Mann darf die gebrauchten Schühchen in einer Tonne platt drücken mit einer Holzstange.






Also: Schloss Schönbrunnen ist eine nette Puppenstube dagegen. Prunk und Gold und Glanz in unfassbaren Dimensionen! Der höchste Raum war 36 Meter hoch inklusive eines Lüsters, der den halben Raum ausfüllte, wie mir meine Simultandolmetscher übersetzten. 


Hungrig vom Staunen machten wir uns auf gen Taksim-Platz, vorbei am Besiktas-Stadion, welches bald abgerissen wird. Da schlagen Fussballherzen höher. Einen Tag später sollte dort DAS Derby der beiden am Meisten verfeindeten Mannschaften Istanbuls statt finden. (Ich kann die Fans in Europa (!) bei geschlossenem Fenster hier in Asien hören)


Stadion von Besiktas


Die Istiklal Straße runter, die wahrscheinlich längste Shoppingstraße Istanbuls, auf der es alles gibt führt uns Derya durch das Straßengewirr ins Gani Gani und ich bekomme traditionell türkischen, unglaublcih leckeres Essen. Sarma beyti: Fleich in Teigrolle mit Kalmak, einer Art Sahne/Käse-irgendwas. JAM! Leider löchert mich der Kellner zu meiner Meinung nach Integration in Dt. und meine Ansicht über Türken in Dt. und in der Türkei. Gut, dass mein Türkisch nicht reicht und die Jungs übersetzen dürfen, was ich Studiums-gerecht von mir gebe. 
Die Türkische Küche ist so vielseitig und beinhaltet viel Gemüse, das gefällt mir. Bestünden die Nachtische nicht zu fast 50% aus Zucker könnte man hier glatt gesund leben.


Sarma beyti
Satt, flau und schläfrig schleppen wir uns zum Verdauen die riesige Einkaufsstraße hinunter, stöbern in Buchläden, trinken frisch gepressten Saft und entdecken Saint Anthoine, eine katholische Kirche inklusive Weihnachtsbäumen mit blauer Beleuchtung. Ist hier etwa mehr als eine Stunde Zeitverschiebung?


Die kleine, voll gestopfte Straßenbahn die nur eine Straße lang fährt.




Über die Galata-Brücke, auf der hunderte Fischer so scheint es, wogenartig ihre Angeln heben und senken. Frischer Fisch (Makrelen) wird auf und balik ekmek (Fisch im Brot) unter der Brücke verkauft. Es ist nach 20 Uhr und die Straßen sind voll. Das Leben in Istanbul spielt auf der Straße, in den Läden, die zur Straße hin offen sind und scheinbar immer auf haben.


Mit der Fähre in Kadiköy angekommen, haben wir wieder einen alten Türken kennen gelernt, der uns von seinem Studium in Dt. und seiner Arbeit in Amerika erzählt. Es scheint, als seinen Türken sehr offen. Gespannt versuche ich einzeln Worte zu verstehen. Zeit Vokabeln zu lernen!
Vorher suchen wir noch eine Stunde frierend nach einer Bar, in der eine Bekannte der Jungs auftreten soll und treten schließlich halb erfroren in eine Art Pub ein. Türkische Lifemusik. Oder "müzik". Wow . ich verstehe kein Wort, aber der Typ kann singen. Und der neben ihm trommeln wie ein Verrückter. Die Lieder sind cool, die Atmosphäre ist gemütlich und aufregend, fast jeder singt mit und auf einmal tanzen Menschen an 2, 3 Tischen. Hui! Dazu ein dunkles türkisches Bier, das was kann und Karotten in Zitronensaft getunkt. Aha.






Was ich gelernt habe:
Türken sind sehr offen.
Türkischer Nachtisch ist unfassbar lecker.
Menschenmengen können auch nicht-hektisch sein.
Straßenverkäufer rufen den Preis ganz schnell und nicht das Produkt. "Bir lira, bir lira, bir lira!"
Man weiß nie, wo man plötzlich landet.
Istanbul ist ganz schön groß.

Tag 0 Sabiha Gökcen

Angekommen. Irgendwo nach Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien landete ich in Asien, auf einem Flughafen, der zu dieser unendlich großen Stadt namens Istanbul gehört. Die hieß auch mal Byzanz oder Konstantinopel und ist heute die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und hat damit mal vier Mal so viele Einwohner wie Berlin. (Dunkelziffer ca. 16 Millionen)
SunExpress ist eine lustige Airline, in der kein Personal deutsch spricht, aber mit der sehr nette, teils aufgedrehte, Menschen fliegen.



Kennen gelernt
Einen mürrischen großen Klischee-Deutschen, der sein IPhone so toll fand, dass er es nicht mal bei Start und Landung aus machte. Dem die Stewardess dafür zur Strafe, während er schlief, den Getränkewagen gegen das Knie rammte. Ich habe nicht gelacht!
Einen türkischen, hilfsbereiten Sänger "Bekir" und eine deutsch-türkische Erasmus-Studentin, deren Vater mich in der richtigen Bus setzte.
Zwei sympathische Deutsch-Türken (s.u.)
Drei nervige Berliner.
Einen alten Türken, der mal in Dt als Lehrer gearbeitet hat
und natürlich Mitbewohner Nr. 2

Im Bus vom Flughafen in die Stadt (1 Std. bei gutem Verkehr) hockten dann auch schon ein Deutscher und ein Türke, die meine Reiseführer werden sollten. Derya (li.) und Burhan (re.): aufgeschlossen, sympathisch und hilfsbereit.



Nach einer rasenden Busfahrt (hier gibt es kein rechts-vor-links, nur "wer zu erst hupt, fährt zu erst) zeigte Derya mir das Bosporus-Ufer in Kadeköy bei Nacht. Zauberhaft. Nach einem Wasser gegen die Übelkeit (Derya nennt junge Fahrer hier "Chirurgen", weil sie überall genau durch rasen) setzten die Zwei mich in den richtigen Minibüs nach Üsküdar, wo der Fahrer mich am McDonalds raus ließ.
Nicht nachdem ich zunächst noch drei Deutsche kennen lernen durfte, von denen einer "nen richtich cooler Berlina wah". Uff. Dick und Doof und Doof, die Sprücheklopfer. Wie nett.

Schade aber, dass diese Straße beim McDonald nun nicht auf meinem Stadtplan war. Und die nächste auch nicht. Vielleicht einfach mal hier lang? Eine 48! Nicht meine 48. "Sind Sie Deutsche?" Ein schnurrbärtiger, alter Mann mit Barett-Mütze und weißer Einkaufstüte schaut mich verwundert an. "Äh ja..." Und schon schiebt er meinen schweren Koffer den Berg hoch, hält das nächste Taxi an und führt mich durch dunkle Gassen in meine Straße, wobei er mir von seiner Zeit in Dt. erzählt. Dort arbeitete er 5 Jahre als Lehrer in Baden-Württemberg.
48! 5.Stock, Wohnung Nr. 18! Ein junger, lockiger Franzose öffnet mir freudig die Tür. Und der Alte stapft die Treppe wieder runter.


Was ich gelernt habe
Türken sind sehr hilfsbreit. Sehr.
Minibüs/Dolmus fahren ist ganz schön praktisch und günstig.
Ich könnte als Türkin durchgehen. Trotz deutscher Zeitung werde ich auf türkisch angesprochen.
Istanbul ist ganz schön groß.